07 Januar 2009: Bildung: „Man muss sich frühzeitig kümmern“

Beim diesjährigen Wirtschaftsforum im Borkener Kreishaus stand das Thema „Bildungsregion Kreis Borken“ im Vordergrund. Im Rahmen eines Podiumsgesprächs haben dafür fünf erfolgreiche Unternehmer aus dem Kreis ihre Strategien, aber auch ihre Erwartungen und Ansprüche an Politik und Verwaltung deutlich gemacht.

Dr. Christoph Schwemmlein, Geschäftsführer der Gebr. Klöcker GmbH aus Borken, machte darauf aufmerksam, dass man sich frühzeitig um die Zusammenarbeit mit Schulen und Hochschulen kümmern müsse. Schwemmlein: „Wir finden unsere benötigten Fachkräfte vor allem deswegen, weil wir selbst sehr aktiv sind.“ So lädt er zum Beispiel gezielt bereits Schüler der 4. Klasse ein, damit sie sich ein konkretes Bild von der Arbeitswelt in einem weltweit tätigen Unternehmen machen können. Über Praktika und Diplomarbeiten gibt es aus seiner Sicht sehr gute Möglichkeiten, auch Studierende kennenzulernen und mit praktischen Projekten in die Arbeit einzubeziehen.

Für Christian Grunewald, Geschäftsführer der Firma Grunewald GmbH aus Bocholt, hat die Zusammenarbeit mit Hochschulen ebenfalls überragende Bedeutung. Er betonte darüber hinaus, dass die Arbeitsplätze im Mittelstand im Vergleich zu Großunternehmen oft interessanter und auch sicherer seien. Grunewald: „Dies ist gerade jungen Hochschulabsolventen oft gar nicht genug bekannt.“

Andreas Grochowiak, Geschäftsführer der Firma B. Teupen Maschinenbau GmbH aus Gronau, machte darauf aufmerksam, dass dynamisch wachsende mittelständische Unternehmen heute zunehmend Fach-Qualifikationen benötigten, die sie in der Vergangenheit (noch) nicht benötigt hätten. „Wenn man solche Fachkräfte für die Firma gewinnen will, muss man auch attraktives Wohn- und Lebensumfeld bieten. Die Familie redet in solchen Fragen, wenn es um den Umzug der gesamten Familie in eine andere Stadt geht, natürlich ein gewichtiges Wort mit.“ „Das Münsterland hat leider immer noch ein deutliches Imageproblem“, meinte Gerd Kaspari, Geschäftsführer der Firma AS Antriebstechnik und Service GmbH aus Reken. Es sei zu wenig bekannt, wie innovativ und leistungsfähig die mittelständischen Unternehmen im Münsterland seien. Er bemängelte nachdrücklich, dass in den Schulen viel zu wenig Wert auf Technik und Naturwissenschaft gelegt wird: „Das ist doch gerade das, was junge Leute in ihrem Beruf später brauchen.“

Das Image spielt die zentrale Rolle

Und auch für Wolfgang Klar, Geschäftsführer der Firma epro GmbH aus Gronau, spielt das Image und das betriebliche Umfeld eine zentrale Rolle, um sich als attraktiver Arbeitgeber darstellen zu können: „Das hohe technische Potenzial unserer Region, aber auch die gute soziale Struktur im Münsterland sind Pluspunkte, die man auch nach außen deutlich darstellen muss.“

Als wichtige Ansatzpunkte für eine vorausschauende Strategie im Wettbewerb der Regionen um die Mitarbeiter nannten die Beteiligten die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen, gute und regelmäßige Kontakte zu Schulen und Schulklassen, attraktives Wohn- und Lebensumfeld für die Familien, deutlich stärkere technikorientierte Fächerangebote in den Schulen, besseres Image der Region als wirtschaftlich leistungsfähig, innovativ und dynamisch, bessere internationale Kompetenz, insbesondere Sprachkompetenz sowie höhere soziale Anerkennung technisch orientierter Berufe. Insgesamt sehen die Unternehmer aber nicht nur die Politik und die Verwaltung sowie Schulen und Hochschulen in der Pflicht, auch die Unternehmen selbst seien in hohem Maße gefordert, aktiv auf entsprechende Konzepte und Kontakte hinzuarbeiten – und zwar im Rahmen einer langfristig angelegten Strategie zur Personalgewinnung, Personalentwicklung und Personalbindung.

Quelle: Wirtschaft aktuell / Januar 2009