13 Juni 2013: Klöcker geht gegen Produktpiraten vor

Jährliche Schäden „im siebenstelligen Bereich“ / Auf chinesischer Messe bedroht

Von Sven Kauffelt

WESEKE. Asien ist für deutsche Maschinenbau-Unternehmen ein wichtiger Markt geworden. Und Asien, das heißt vor allem China, das sich anschickt, weltwirtschaftlich den Ton anzugeben. Ein verlockender, aber extrem schwieriger Markt – was nicht zuletzt daran liegt, dass der Patentschutz in China, gelinde gesagt, locker gesehen wird.

Die Gebr. Klöcker GmbH erlebt das ständig auf Messen in China, wie jetzt auf der „Shanghaitex“, einer großen Ausstellung für die Textilindustrie in Shanghai. Neben Ausstellern aus aller Welt finden sich dort auch jede Menge „dubiose Händler“, wie das Weseker Unternehmen selbst sie nennt, die völlig ungeniert illegal kopierte Produkte anbieten.

Bisher war es schwierig dagegen vorzugehen. „Diese Händler wissen natürlich, dass sie kopierte Waren verkaufen“, sagt Klöcker-Geschäftsführer Dr. Christoph Schwemmlein, „sie wussten aber auch, dass es Wochen oder Monate dauert, patentrechtlich dagegen vorzugehen. Bis dahin war die Messe längst rum.“ Diesmal war das anders.

Die Messe hat nämlich einen Patentanwalt bereitgestellt, der von den ausländischen Ausstellern konsultiert werden konnte. Mit dessen Hilfe sei es Klöcker nun erstmals gelungen, dass ein chinesischer Großhändler seine Vitrinen mit kopierter Weseker Steuerungstechnik ausräumen musste. Ein schöner Erfolg, aber auch nur ein Tropfen auf den sprichwörtlich heißen Stein.

„Durch Patentverletzungen entstehen uns Schäden in siebenstelliger Höhe pro Jahr“, sagt Schwemmlein. Ein ständiges Ärgernis, weshalb er die Möglichkeit, auf einer Messe in China direkt einen Patentanwalt hinzuziehen zu können, schon mal als „Errungenschaft“ bezeichnet. Das Vorgehen gegen die Produktpiraterie sei „teuer“, sagt der Geschäftsführer, er wolle aber nicht tatenlos dabei zusehen.

Genau das empfiehlt auch die Industrie- und Handelskammer (IHK). „Produktpiraterie vor allem in China ist in allen Branchen ein Riesenthema“, sagt Bodo Risch, bei der IHK Nordwestfalen für das internationale Geschäft zuständig. Rechtlich seien solche Fälle häufig „extrem schwierig“, aber: „Ich rate den Unternehmen, in den sauren Apfel zu beißen und dagegen vorzugehen, allein schon, um den eigenen Namen zu schützen und Zähne zu zeigen.“

Betroffen seien davon alle Branchen, sagt Risch. „Kopieren ist in China schon von der kulturellen Geschichte her nichts Negatives“, erklärt er, „Nachahmen ist dort ein wesentlicher Teil des Lernens.“ Deshalb fehle es meist auch am Unrechtsbewusstsein. Christoph Schwemmlein kennt das: „Uns wird häufig gesagt, wir könnten uns doch freuen, wenn unsere Produkte kopiert werden, weil nur gute Dinge nachahmenswert sind.“

Bodo Risch rät heimischen Unternehmen deshalb zu größter Vorsicht. „Man kann davon ausgehen, dass jedes Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern schon Ziel von Hacker-Angriffen aus China geworden ist“, sagt er. Unternehmen müssten deshalb schon im eigenen Haus anfangen, ihre Produkte besser zu schützen, „das wird häufig extrem vernachlässigt“. Bei Geschäften in China böte die IHK in Shanghai zudem ein eigenes Büro, das bei Fragen helfen könne.

In jedem Fall freilich auch nicht. Schwemmlein berichtet, dass Mitarbeitern auf der Messe mehrfach mit Prügeln gedroht wurde. „Das“, so der Geschäftsführer, „ist eine ganz neue Qualität.“

Quelle: Borkener Zeitung, 13. Juni 2013