02 April 2009: Konflikt gelöst

Gebr. Klöcker GmbH erweitert kräftig

Lange hat es gedauert, sehr lange. Doch jetzt ist der Planungskonflikt gelöst und der Weg frei für Investitionen in Millionenhöhe, mit denen die Gebr. Klöcker GmbH in Borken-Weseke den Standort ausbaut – und ein Zeichen gegen die trübe Wirtschaftsstimmung setzt.

Nach fast fünf Jahren kann die Gebr. Klöcker GmbH endlich ihr Erweiterungsvorhaben umsetzen. Zehn neue Arbeitsplätze will das Unternehmen schaffen. Über zwei Millionen Euro investiert Klöcker jetzt in den Ausbau, der angesichts eines schwelenden Planungskonflikts auf der Kippe stand. Eine Investition im Ausland schien lange Zeit die einzige Alternative zu sein, letztendlich wurde der geänderte Bebauungsplan von den zuständigen Behörden genehmigt.

Technologieführer im Aufwind

Bei der Firma Gebr. Klöcker GmbH handelt es sich um einen echten Branchen-Primus auf dem Weltmarkt: Im Bereich des Webmaschinenzubehörs führt kein Weg an dem Borkener Traditionsunternehmen vorbei, denn Gebr. Klöcker beliefert ohne Ausnahme alle Webmaschinenhersteller weltweit mit Elementen für die Kantenverarbeitung. „Die so genannte ‚Klöcker-Kante‘ ist in der Weber-Branche mittlerweile ein so sparten-prägender Begriff wie ‚Nutella‘ für Schokoladencreme oder ‚Tempo‘ für Papiertaschentücher“, berichtet Dr. Christoph Schwemmlein, der als geschäftsführender Gesellschafter seit 1990 den Verkauf und die Entwicklung führt.

Dass ausgerechnet ein Unternehmen aus der Textilzulieferung hier durchstartet, macht Mut. Schließlich gehört der Bereich Textil zu jenen, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten besonders schwere Zeiten durchzumachen hatten (und haben), vor allem durch die Billigkonkurrenz aus Ost und Fernost. Spezialisierung und der Einsatz des angesammelten Know-hows – belegt allein durch ca. 110 Patente – haben den Weg der Gebr. Klöcker GmbH geprägt: Mit großem Innovationsschwung hat man den technischen Vorsprung gehalten und mit einem hohen Servicebewusstsein die eigene Sparte erschlossen und besetzt.

Die gute Geschäftsentwicklung macht auch den aktuellen Ausbau möglich, nein: notwendig. Dr. Schwemmlein: „Die vorliegenden Aufträge sowie die konkrete Aussicht auf weitere Geschäfte verlangen eine Aufstockung der Fertigungskapazitäten.“ Dem will man durch den Bau von zwei Hallen – eine für die Spritzgießtechnik, eine als Lager – auf einer Gesamtfläche von insgesamt mehr als 2.500 Quadratmeter Rechnung tragen. Die beiden neuen Gebäude werden in den bestehenden Komplex integriert.

Die Erweiterung ist auch deshalb so wichtig, weil das Unternehmen seine Werkzeuge und das Webmaschinenzubehör selbst herstellt, um das außergewöhnlich hohe Qualitätsniveau zu halten. Entwicklung, Service und andere Kernbereiche werden ausschließlich in und aus Deutschland betrieben. Zwischenzeitlich war man jedoch durch die Verzögerung des Bauvorhabens schon gezwungen, Spritzgießmaschinen nach Bandung in Indonesien auszulagern.

Planungskonflikt

Die „Historie der Verzögerung“ beginnt im Jahr 2004, als das Unternehmen den zuständigen Gremien vor Ort, im Ortsteil Weseke, die Erweiterungspläne vorstellt. Die Kernpunkte des Vorschlags sind, ein benachbartes, durch einen Weg abgetrenntes Grundstück zur Standortsicherung zu kaufen, diesen Weg um das Grundstück herum zu verlegen und die beiden Hallen auf dem „alten“ Gelände zu bauen. Eine Änderung des Bebauungsplans ist notwendig. Da es sich hier um ein Entwicklungszentrum handelt, werden weder Lärm noch Emissionen produziert, ein Konflikt mit der mittlerweile näher gerückten Wohnbebauung schien ausgeschlossen, der Fall unstrittig.

Doch das Projekt, das von der Stadt von Anfang an konstruktiv unterstützt wird, stößt auf Widerspruch. Immer neue Bedenken, Eingaben und Anträge ziehen den Planungs- und Genehmigungsprozess in die Länge und halten die Firma davon ab, ihr Erweiterungsvorhaben umzusetzen. Nachdem der Kauf des neuen Grundstücks problemlos vonstatten ging, entwickelte sich unverhofft die Verlegung des Weges (und damit die praktische Nutzung des Geländes durch die Gebr. Klöcker GmbH) als schier unüberwindliche Hürde. Das ursprüngliche Nutzungskonzept des Unternehmens konnte nur in stark abgewandelter Form durch die Stadt an die Genehmigungsbehörden in Münster weitergereicht werden.

Fünf lange Jahre gehen ins Land bis zum eigentlichen Genehmigungsverfahren. „Mit einer gewissen Bitterkeit“, so Geschäftsführer Dr. Schwemmlein, „schauen wir daher heute auf die Zeit zurück, in der feste Arbeitsplätze bereits eingerichtet und Produktionsschritte im Land gehalten hätten werden können.“

Unterstützung durch die IHK

Dass die Firmenleitung an ihren Plänen festhielt und nicht aufgab, hat auch mit der IHK Nord Westfalen zu tun, die das Unternehmen während der vergangenen Jahre bei ihrem Vorhaben unterstützt hat. Die IHK Nord Westfalen half mit Gutachten und schaltete sich vermittelnd in die Gespräche ein, bezog öffentlich Stellung und machte der Firmenleitung Mut, trotz aller Widerstände nicht aufzugeben.

„Für uns stellte sich die Situation aus einem objektiven Blickwinkel so dar, dass hier eine Investition in die Zukunft des Unternehmens wie des Standorts aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen auf den Widerstand Einzelner stieß“, so Hans-Bernd Felken, Geschäftsführer der IHK Nord Westfalen in Bocholt. Er verweist dabei auf die Industrie-Initiative der IHK Nord Westfalen, mit der die IHK auf die Bedeutung der Industrie aufmerksam macht und bei den Kommunen für bessere Standortbedingungen wirbt. „Eine industrielle Entwicklung muss möglich bleiben“, unterstreicht Felken: „Wir haben von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen, dass wir den Bebauungsplan für die Betriebsweiterung der Gebr. Klöcker GmbH unterstützen.“ Die Genehmigung habe diese Auffassung letztendlich bestätigt.“

So hoffen alle Seiten, dass sich die Wogen in Weseke wieder glätten, nachdem nun die Entscheidung gefallen ist. „Wir gehen davon aus“, so Melanie Hanning als Sprecherin des Unternehmens, „dass die positiven Folgen der Erweiterung für sich selbst sprechen: die Bauaufträge, die neuen Arbeitsplätze sowie die Tatsache, einen großen Industriebetrieb im Ort behalten zu haben. Alle Weseker werden schnell erkennen, was sie an diesem aktiven Teil der Gemeinde haben.“

Und morgen …?

Der „Fall Klöcker“ zeigt der IHK Nord Westfalen trotz des positiven Ausgangs, dass gerade Industrieunternehmen „immer noch auf zu viele Stolpersteine stoßen“, wenn sie sich an ihren Heimatstandorten weiter entwickeln wollen. „Und das, obwohl ihre Funktion als Motor in der Wirtschaft gerade in den letzten Jahren mehr als offensichtlich geworden ist“, so Felken. Einspruchsmöglichkeiten muss es geben, unterstreicht er, aber vor allem im Konfliktfall sei der Weg durch die Instanzen bis zur Entscheidung viel zu lang. Besonders kontrastreich seien die unterschiedlichen Standortbedingungen für international aufgestellte Unternehmen, die vor der Wahl stehen im Ausland oder am Firmensitz zu investieren. Für die Region sei der Ausgang des Planungskonflikts ein wichtiger Erfolg, der „vor allem dank der Beharrlichkeit und der Standorttreue des Unternehmens“ erreicht worden sei.

Quelle: Wirtschaftsspiegel, Michael Jakoby, April 2009