Westmünsterländisch-fernöstliche Wirtschaftsbeziehungen
Borken/Kreis. In den Olympischen Spielen steckt ein Stück Weseker Know-how. Pumpenhersteller Börger hat die Aggregate für die so genannte Musical Fountain im Olympiapark geliefert. Dabei handelt es sich um ein gigantisches Wasserspiel, das die Besucher in den Bann ziehen soll. „Wir sind Zulieferer für die Firma Oase aus Hörstel, die diese Anlage insgesamt erstellt“, erklärt Firmenchef Alois Börger.
Die auf „Water Entertainment“ spezialisierte und weltweit agierende Firma Oase hat in der chinesischen Hauptstadt einen 120 mal 40 Meter großen Ponton erstellt. Die Anlage verfügt über 68 Düsen, die in alle Richtungen beweglich und frei programmierbar sind und bei 20.000 Liter Durchfluss einen Strahl von 15 Meter in die Höhe schießen, die zentrale Fontäne kommt sogar auf 80 Meter. Spezielle Düsen können zudem einen „Wasser Screen“ – eine Art Wasser-Leinwand – von 15 Meter Höhe und 50 Meter Breite versprühen, auf den mittels Laser bewegte Bilder projiziert werden. Made in Germany, präsentiert in China.
Mit „Made in China“ ist Jan-Frederic Bierbaum, Geschäftsführer der Bierbaum Unternehmensgruppe, hingegen weniger zufrieden. Nach knapp zweijähriger Präsenz in der Millionenstadt Ningbo habe man sich dort aus der Bettwäscheproduktion wieder zurückgezogen. 50 Prozent der Fertigung sei, was zum Beispiel Druck und Färbung angehe, qualitativ nur zweite Wahl gewesen, zieht Bierbaum Bilanz.
Der Rückzug aus dem Reich der Mitte stärkt Bierbaums europäischen Standort, insbesondere den Stammsitz in Borken. Gerade erst wurde eine 6.000 Quadratmeter neue Halle erstellt. Je höher die Energiepreise, desto eher rechne sich die Produktion in Deutschland, stellt Bierbaum einen auf den ersten Blick überraschenden Zusammenhang her. Der Transport aus Fernost sei ein Kostenfaktor, hinzu komme, dass zwischen einzelnen Fertigungsschritten in China häufig enorme Distanzen zu überbrücken gewesen seien.
China sei aber nicht pauschal negativ zu sehen, betont Bierbaum. Man mache auch positive Erfahrungen. So funktioniere in einer anderen Sparte des Unternehmens der Zukauf aus chinesischer Produktion reibungslos.
Seit 1995 produziert die Weseker Firma Klöcker, Spezialist für Textilmaschinenzubehör, in Indonesien. Diese Standortwahl habe man bewusst getroffen, weil die Ethikvorstellungen „weitestgehend deckungsgleich“ seien. Auch die Bevölkerungsstruktur und gut ausgebildete Mitarbeiter seien Pluspunkte.
Klöcker betrachtet die Wirtschaftsmacht China mit Skepsis. Die Volksrepublik sei mittlerweile der „größte Copyshop der Welt“. Ein indonesisches Sprichwort besage zudem: „China ist ein großes Meer mit vielen unterschiedlichen Fischen – aber auch mit vielen Haien.“
Quelle: Borkener Zeitung, 08. August 2008