Borkener Unternehmen beobachten Entwicklung am Finanzmarkt mit gemischten Gefühlen
Borken. Banken, die pleite sind. Aktienwerte, die trotz Rettungsversuchen in rasantem Tempo abstürzen. Bänder bei Opel und BMW, die stillstehen… Wie wirken sich die Turbulenzen am internationalen Finanzmarkt auf weltweit tätige Unternehmen in Borken aus?
„Direkt betroffen sind wir derzeit nicht“, sagt Heinz Nelissen, Geschäftsführer der Foseco GmbH. Diese produziert unter anderem Gussteile für die Auto-Industrie. Nach der Sommerpause sei die Auftragslage „gut angelaufen“, so Nelissen. Wenn sich die Verbraucher aufgrund der Entwicklung auf den Finanzmärkten nun wieder zurückhalten beim Kauf von Neufahrzeugen, und die Auto-Industrie ihre Produktion zurückfährt, würden in Folge auch weniger Gussteile benötigt. Im Klartext: Die Aufträge werden zurückgehen. Dennoch müssten sich die Beschäftigten bei Foseco in Borken um Ihre Arbeitsplätze nicht sorgen. Unter anderem weil das Unternehmen derzeit „zweistellige Wachstumsraten“ im Bereich der Windenergie verzeichnet. Laut Nelissen würden diese die Auftragsrückgänge seitens der Nutzfahrzeug- und Pkw-Hersteller zwar nicht ausgleichen, „aber kompensieren“. Insgesamt hofft der Foseco-Geschäftsführer, dass es der Politik gelingt, schnell wieder das Vertrauen der Verbraucher aufzubauen“.
„Eigentlich bin ich ja Optimist“, sagt Christoph Hadder, Geschäftsführer und Mitgesellschafter des Stahlbau-Unternehmens Nießing, von sich. Im Augenblick verfolge er die täglichen Nachrichten allerdings „mit Magengrummeln“. Das Marbecker Unternehmen hat sich, wie berichtet, auf die Produktion von Schornsteinanlagen mit Schalldämpfern spezialisiert. Großkunden aus aller Welt sind die Abnehmer. „Derzeit verschiffen wir eine Anlage nach Moskau“, berichtet Hadder. Bei den Kunden handelt es sich meist um Großmotorenbauer wie MAN oder Daimler-Kreisler. „Diese werden aufgrund der Wirtschaftslage vermutlich geplante Investitionen verschieben“, befürchtet Hadder. Und da „wir irgendwo am Fliegenfänger der Wirtschaft hängen“, wie es Hadder bildlich formuliert, werde man in Marbeck die Auswirkungen „zeitversetzt“ zu spüren bekommen. Hadder rechnet in etwa einem halben Jahr damit.
Längst absehbar war die Entwicklung aus Sicht von Christoph Schwemmlein, Geschäftsführer des Weseker Textilmaschinenherstellers Klöcker. Es habe nur niemand richtig hingehört. „Seit gut einem halben Jahr ist eine deutliche Zurückhaltung von internationalen Großbanken bei der Kreditvergabe für Großprojekte zu spüren“, beobachtete Schwemmlein und fügt hinzu: „Wir waren vorbereitet!“
Mehr noch: Schwemmlein sieht die Krise als Chance. „Grenzanbieter“, die auf dem Markt für Dumpingpreise gesorgt hätten, würden jetzt vom Markt verschwinden. Die Chancen für Übernahmen und günstige Investitionen seien gut. Klöcker jedenfalls habe national „gar keine Probleme“ und werde sein Unternehmen am Standort Weseke in Kürze ausbauen. „Wir werden uns antizyklisch verhalten“, unterstreicht Schwemmlein. Sorgen um ihre Arbeitsplätze müssten sich die Mitarbeiter folglich nicht machen. „Wir werden gestärkt aus der Krise herausgehen.“
Auch Aloys Börger hat schon vor Wochen beobachtet: „Der Druck bei den Rohstoffpreisen hat nachgelassen.“ Einen Einbruch in der Auftragslage verzeichnete der Pumpenhersteller in Weseke aber erst, als die Finanzkrise Deutschland erreichte – „gerade als das Geschäft nach der Sommerpause wieder gut anlief“. Dramatisch jedoch sei die Situation für das Weseker Unternehmen nicht, so ihr Chef. Zum einen habe es immer einmal solche Zyklen gegeben, zum anderen laufe das Geschäft im landwirtschaftlichen Bereich derzeit „außergewöhnlich gut“ – und: „Pumpen sind ein Bedarfsartikel, die werden immer wieder gebraucht.“ Arbeitsplätze seien daher nicht gefährdet.
Quelle: Borkener Zeitung, 10. Oktober 2008